Florian Pap – Koordination Handwerkliche Hilfen/ Koordinierungsstelle Begegnung und Zusammenhalt
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Florian Pap vom Mehrgenerationenhaus am Heisenbergweg. Er koordiniert dort die handwerklichen Hilfen – ein ehrenamtliches Angebot, das Senioren, Alleinerziehenden oder Menschen mit Demenz oder Behinderung bei kleineren Reparaturen im Haushalt unterstützt. Darüber hinaus engagiert sich Florian in der Koordinierungsstelle Begegnung und Zusammenhalt, die sich dem Thema Einsamkeit widmet. Er erzählt, wie schwer es sein kann, Einsamkeit überhaupt anzuerkennen und wie beispielsweise das Projekt der AWO dabei helfen kann, durch Gespräche und aktive Hilfe von Ehrenamtlichen eine Veränderung herbeizuführen. Er erklärt außerdem, wie man sich als Lots*in am Projekt beteiligen kann, um so dabei zu helfen, das Tabu der Einsamkeit zu verringern.
Transkript anzeigen
00:00:05: Hörbar
00:00:06: Mensch.
00:00:07: Ein Podcast des AWO-Kreisverbandes Bielefeld.
00:00:20: Heute zu Gast.
00:00:21: Florian Pap.
00:00:22: Alter.
00:00:23: Neununddreißig.
00:00:24: Bei der AWO arbeite ich als Projektkoordinator bei den handwerklichen Hilfen und Projektmitarbeiter in der Koordinierungsstelle für Begegnung und Zusammenhalt.
00:00:34: AWO ist dort, wo Haltung zur Praxis wird.
00:00:39: Und ich bin jemand, der daran mitarbeitet.
00:00:42: Florian, ein ganz herzliches Willkommen zu deiner Folge.
00:00:44: Hörbermenschön, dass du da bist.
00:00:46: Ja, vielen Dank für die Einladung.
00:00:48: Sehr
00:00:48: gerne.
00:00:49: Florian, du arbeitest beim AWO-Kreisverwand Bielefeld im Mehrgenerationenhaus am Heisenbergweg.
00:00:55: Du bist da in mehreren Bereichen aktiv, habe ich gerade schon rausgehört.
00:00:59: Worum kümmerst du dich?
00:01:00: genauer Erzähl?
00:01:01: Ja, also das eine Projekt, das ich koordinieren darf, sind die handwerklichen Hilfen.
00:01:05: Die handwerklichen Hilfen gibt es schon ewig, wahrscheinlich seit über zwanzig Jahren.
00:01:10: Und das Projekt besteht aus einem Pool von Ehrenamtlichen, vor allem älteren Herren, aber mittlerweile nicht nur, die ehrenamtlich zu älteren Menschen gehen, bedürftigen Menschen, alleinerziehenden Menschen mit Behinderung und dort Kleinigkeiten reparieren.
00:01:29: Von Waschmaschine funktioniert nicht, hätte ich jetzt fast gesagt, aber das ist immer eine große Sache, deswegen schwer zu sagen.
00:01:35: Wenn eine Lampe aufgehängt werden muss, wenn eine Tür wackelt, wenn so was in der Art gemacht werden muss, dann kommen die unentgeltlich und helfen dann dort.
00:01:44: Und ich koordiniere das.
00:01:46: Dass einfach eine total schöne Sache ist, weil man denkt dann ja immerhin auch, ja, wenn da was gemacht werden muss, ja, da muss halt ein Handwerker kommen.
00:01:53: So einfach ist es eben nicht, weil es auch immer mit Kosten verbunden ist.
00:01:57: Und wenn so was über einen ehrenamtliches Engagement abgedeckt werden kann, ist das ja natürlich fantastisch.
00:02:02: Das finde ich auch, genau.
00:02:04: Es gibt aber noch einen anderen Bereich, der ganz, ganz elementar ist und über den wir heute auch ganz ausführlich reden wollen.
00:02:11: Genau, richtig.
00:02:11: Also die Koordinierungsstelle für Begegnung und Zusammenhalt.
00:02:14: So haben wir unser Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Bielefeld und dem AWU-Kreisverband genannt.
00:02:20: Und dort arbeite ich mit ein paar anderen sehr lieben Menschen und wir versuchen... Einsamkeit von Leuten zwischen achtundzwanzig und neunfünfzig zu reduzieren.
00:02:30: Erst mal zu gucken, worunter leidet diese Zielgruppe überhaupt genau?
00:02:33: Und da stellen wir fest, naja, das sind ein bisschen andere Sachen als bei Kindern und Jugendlichen und als bei älteren Menschen, weil es in dieser Altersphase unter ... bin ich ja gerade mittendrin, hat viele Umbrüche gibt.
00:02:46: Man kommt in eine neue Stadt wegen eines Jobs, man hat eine Familie gegründet und da sieht man sich auf einmal ganz viel neuen Aufgaben, ganz viel neuer Sorgearbeit gegenüber.
00:02:56: Man pflegt vielleicht auch schon Angehörige, vielleicht ist man auch allein stehend und hat außer, ich sag jetzt mal ganz plakativ, Arbeit und Computerspielen irgendwie keinen richtigen sozialen Anschluss.
00:03:09: Auf all diese Menschen versuchen wir irgendwie zuzugehen, sie irgendwie zu kriegen und mit ihnen ins Gespräch zu gehen, zu schauen, was sie brauchen.
00:03:20: Das Thema Einsamkeit ist ja auf der einen Seite ein total großes.
00:03:25: Auf der anderen Seite ein Thema, was in der Öffentlichkeit ja auch immer recht klein.
00:03:32: nicht gehalten wird, aber sehr klein ist, so auch in der Wahrnehmung, weil es auch häufig hinter verschlossenen Türen stattfindet.
00:03:41: Also wenn man Einsamkeit hört, denkt man vielleicht an ältere Menschen, die schon ihre Familie vielleicht verloren haben und dann so einsam in ihrem Sätze sitzen.
00:03:50: Aber du sagst ja auch gerade, hast du es beschrieben, Einsamkeit trifft jeden.
00:03:54: Warum ist Einsamkeit?
00:03:56: Ein Tabu?
00:03:58: ist Einsamkeit überhaupt noch ein Tabu.
00:04:01: Ich glaube bei vielen Menschen schon.
00:04:03: Ich glaube auch, dass sich das mittlerweile ein bisschen löst, auch deshalb, weil man an allen möglichen Stellen damit konfrontiert wird, dass dieses Thema existiert.
00:04:13: Aber ja, man denkt dann zunächst an andere.
00:04:15: Man denkt nicht die Leute, die mitten im Leben stehen, sondern die, die in Rente sind, vielleicht den Partner nicht mehr haben, die Partnerinnen und so weiter und so fort, deren soziales Umfeld wegsterbt in Anführungszeichen so langsam.
00:04:29: Ich glaube, in dieser Altersgruppe, in der wir jetzt arbeiten, ist es, wenn nicht unbedingt ein Tabu, aber ein Thema, auf das man gar nicht so richtig kommt.
00:04:40: Vielleicht fragt man sich ja selbst, bin ich denn einsam, wenn ich irgendwie das Gefühl habe, so außer meiner Familie, um die ich mich gefühlt, wie ich mich kümmern muss, habe ich niemanden.
00:04:49: Und da würde man dann von außen wahrscheinlich sagen, schon, ja, bist du.
00:04:54: Aber ob man das dann auch wirklich so empfindet und ob man dieses Wort vor allem benutzen muss, was ja so stigmatisiert wird, immer noch dann, das ist vielleicht die große Frage.
00:05:03: Und ob man sich deswegen dann auch angesprochen fühlt von irgendwelchen Angeboten, die dann gegen Einsamkeit helfen sollen.
00:05:11: Alles in allem haben wir immer gesagt, Einsamkeit definieren die Leute selbst als.
00:05:17: ich habe nicht genug Nahkontakte oder Die Tiefe der Nahkontakte, die ich habe, reicht mir nicht.
00:05:24: Und deswegen genügt es dann vielleicht auch nicht, wenn man einfach sich in den Kaffee setzt regelmäßig, wenn man dort keine Ansprache hat.
00:05:32: Und vielleicht genügt auch die Ansprache, die man durch Freunde, Bekannte oder Verwandte hat nicht, weil man sich eben nicht ganz so getragen fühlt.
00:05:41: Warum glaubst du, warum es Einsamkeit stigmatisiert, weil wir so eine flotter Gesellschaft sind und wo wir doch ... alle so in toller Interaktion sind und so tolle Jobs haben und so tolle Kontakte.
00:05:53: Und ist das so diese Leistungsgesellschaft, oder wie würdest du das wahrnehmen?
00:06:00: Ja, auf jeden Fall.
00:06:01: In einer Gesellschaft, in der das höchste Gut Individualismus ist und sich selbst irgendwie beweisen, dass man was kann und so.
00:06:11: Da kommt man, glaube ich, sehr leicht und sehr schnell auf die Idee, dass man sich auch nicht ... helfen lassen möchte, helfen lassen braucht, dass man andere Leute nicht brauchen sollte, auch wenn es schön ist Freundschaften zu haben oder Partnerschaften zu haben.
00:06:26: Aber trotzdem, man ist irgendwie auf sich gestellt.
00:06:30: Und das ist dann schon so ein Punkt.
00:06:33: Und es ist ja ein riesen Unterschied zwischen einsam sein und alleine sein.
00:06:38: Alleine sein kann ja auch vielleicht was Selbstgewähltes sein.
00:06:42: So wo man sagt, oh Gott, jetzt hab ich mal so Zeit für mich und empfinde das vielleicht als Qualität.
00:06:48: Einsam kann man aber auch zu zweit sein.
00:06:52: Genau, ja.
00:06:53: Das ist grad schon beschrieben.
00:06:54: Ja, schon.
00:06:55: Ja, ja, genau, genau.
00:06:57: Die Tiefe, ja.
00:06:58: Also einsam würden die meisten Leute eher als etwas nicht selbstgewähltes Empfinden.
00:07:04: Klar, man könnte sagen, wir sind doch zu zweiteinsam.
00:07:06: Ich weiß nicht, wenn ich in ein anderes Stadt oder sogar in ein anderes Land gehe oder so.
00:07:12: Und außer mein Partner, meiner Partnerin, niemanden habe.
00:07:14: Klar, dann können wir vielleicht doch zu zweiteinsam sein.
00:07:17: Ja, oder weil man sich untereinander vielleicht auch gar nicht so verträgt.
00:07:20: Du hast es eben schon gesagt, wenn dir die sozialen Kontakte, die du hast, einfach auch nicht das Gefühl geben, dass du gesehen wirst, dass du getragen wirst, dass du gehalten wirst.
00:07:29: Auch dann kannst du einsam sein unter ganz vielen Menschen.
00:07:31: Genau, oder?
00:07:32: Ja.
00:07:33: Genau das.
00:07:35: Was tut ihr dagegen?
00:07:37: Ja, was tun wir dagegen?
00:07:39: Erst mal mussten wir natürlich gucken, wo stehen wir überhaupt?
00:07:43: Was gibt es für Angebote?
00:07:45: Was gibt es für Menschen hier im Bielefeld?
00:07:49: Was wird schon gemacht dagegen?
00:07:52: Was muss gemacht werden?
00:07:54: Wer muss alles miteinander vernetzt werden und so weiter?
00:07:58: Ganz viele von denen, was ich jetzt gesagt habe, ist Aufgabe der Stadt.
00:08:01: Wir haben uns das ein bisschen aufgeteilt.
00:08:04: Die eine Seite ist quasi diese strukturelle Ebene.
00:08:08: Vernetzen, Angebote sammeln, schauen, wer was braucht, Veranstaltungen organisieren, um auf das Thema hinzuweisen.
00:08:17: Und die AWO übernimmt eher die praktische Seite.
00:08:21: Also das heißt, ich koordiniere ein Lotsinnenn-Programm, bei dem Wir Ehrenamtliche suchen und einige ganz begeisterte und sich toll engagierende Ehrenamtliche auch schon haben, die auf Menschen zugehen oder sich Angebote ausdenken, mit denen sie vielleicht manche kriegen können und so irgendwie ins Gespräch zu kommen.
00:08:44: Erst war gedacht, dass diese Ehrenamtlichen irgendwo in der Stadt, in Stadtteilen immer am selben Ort sind.
00:08:51: und sich zu erkennen geben als Lotsinnen gegen Einsamkeit oder für Begegnung und für Zusammenhalt, wie wir es dann ja eher positiv formuliert haben.
00:09:01: Und wir haben dann aber sehr schnell gemerkt, das finden ganz viele Leute, die sich dafür interessieren, sich da ehrenamtlich zu engagieren, trotzdem echt schwierig, sich irgendwo einfach hinzustellen, nicht zu wissen, wer kommt da auf mich zu, kommt überhaupt jemand auf mich zu, wenn ich da jede Woche stehe.
00:09:18: Und was ist, wenn ich die Fragen nicht beantworten kann?
00:09:21: Und deswegen haben wir es dann erweitert und haben halt gesagt, Mensch, Leute, komm zu uns, wenn ihr euch irgendwie engagieren wollt für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft.
00:09:28: Und wir unterstützen dann dabei, dass ihr Angebote schaffen könnt mit Räumlichkeiten, mit Möglichkeiten.
00:09:36: Und das funktioniert jetzt sehr gut.
00:09:38: Heißt, wenn ich ein Mensch bin, der für sich zu dem Schluss gekommen ist?
00:09:43: Ja, Einsamkeit ist für mich ein Thema.
00:09:46: Hier habe ich eine Angebot, ich kann raus aus meinem Zustand.
00:09:51: Was tue ich dann?
00:09:53: Was mache ich?
00:09:53: Also wir hoffen natürlich, dass mittlerweile alle möglichen Zugänge halbwegs bekannt sind.
00:09:59: Das können wir sein, beziehungsweise die Ehrenamtlichen.
00:10:04: Das kann aber natürlich auch ein Sorgetelefon oder sonst was in der Art sein.
00:10:09: Wichtig ist ja erstmal vor allem, dass man irgendwie ins Gespräch kommt, sich aufrafft, ins Gespräch kommt darüber, dass es einem nicht gut geht.
00:10:17: Und dann mit jemandem zusammen, wie den Ehrenamtlichen z.B.
00:10:21: schaut, kann man dann dagegen irgendwas ändern.
00:10:23: Braucht es vielleicht nur ein Treffen einmal in der Woche mit so einem Ehrenamtlichen, bei dem man sich über seine Situation austauscht?
00:10:29: Vielleicht sogar mit einem Ehrenamtlichen, der in der gleichen Situation war oder ist?
00:10:33: Selbst nur in die Stadt gekommen, eigentlich kein soziales Umfeld.
00:10:35: Puh, was mache ich jetzt?
00:10:37: Und darauf kommen tut man am besten ... wie so häufig durch eine Internetsuche, dann kommt man im besten Fall auch auf uns.
00:10:45: Mittlerweile liegt aber auch ein erster Flyer von uns in allen möglichen Stellen aus, in dem auf Angebote hingewiesen wird.
00:10:53: Und das wird wahrscheinlich noch mehr, auch unsere jetzt immer stärker werdende Social Media Arbeit trägt.
00:10:59: Hoffentlich und wahrscheinlich dazu bei, dass man eben auf uns und auf andere Angebote kommt.
00:11:04: Und da sollte man dann hin.
00:11:06: Weniger allein heißt eure Broschüre, ne?
00:11:08: Genau.
00:11:09: Richtig.
00:11:09: Und da habe ich dann einen Zugang und weiß auch an wen kann ich mich wenden.
00:11:13: Und wenn ich dann erst mal ins Gespräch komme, können die Lotsinnen dann ja auch letztlich weitervermitteln und sagen, hey, ich weiß, ein tolles Sportangebot für dich zum Beispiel, oder?
00:11:24: Ich kann mir vorstellen, du wirst es ... könntest da irgendwie gut reinpassen, hast du Lust.
00:11:29: So stell ich mir das ungefähr vor, ne?
00:11:30: Und genauso ist es auch gedacht.
00:11:33: Also unser Flyer bietet erstmal den ersten Anlaufstellen von allem Möglichen, was es gibt, auch verschiedene Freizeitangebote, verschiedene Gesprächsangebote und so weiter.
00:11:44: Und ein kleiner Teil auf diesem Flyer ist halt auch das Lotseinenprogramm.
00:11:50: An wen man sich dann noch immer wenden mag, denke ich, dass wir da schon eine ganz gute Sammlung gefunden haben, die sich auch stetig erweitert.
00:11:55: jetzt natürlich.
00:11:56: Die Ehrenamtlichen, die ihr auch weiterhin sucht, bildet ihr ja auch aus.
00:12:00: zu Luzin.
00:12:01: Wie sieht diese Ausbildung aus?
00:12:02: Also ich stelle mir vor, du brauchst ja schon sehr viel Einfühlungsvermögen.
00:12:07: Genau, also unsere erste Schulung beginnt Anfang Januar in Kooperation mit der Freiwilligenagentur.
00:12:16: Und dort werden wir an vier Donnerstagen, die so aufeinander folgen, immer ungefähr zwei Stunden lang die Leute schulen.
00:12:24: Das können Ehrenamtliche für das Projekt sein, das können aber auch Leute sein, die sich ganz generell im Ehrenamt schon befinden, egal an welcher Stelle, und die regelmäßig mit diesem Einsamkeitsproblem oder mit Fragen, die Einsamkeit betreffen, in Kontakt kommen.
00:12:39: Und wir wollen ihn dann Sowohl grundlegendes Wissen darüber vermitteln, wie fühlt man sich denn, was für Form von Einsamkeit kann es geben, dann aber auch, wie kann man auf die Leute zugehen oder wie kann man sensibel darauf reagieren, wenn man damit konfrontiert wird, aber dann natürlich auch, wie grenz ich mich zu so einem hochemotionalen Thema ab,
00:12:58: um
00:12:59: trotzdem aktiv bleiben zu können.
00:13:03: Auch ganz wichtig, der Selbstschutz dann dabei, ne?
00:13:05: Das ist ja schon sehr, sehr emotional einfach.
00:13:08: In den meisten Fällen, na klar.
00:13:11: Und auch da sieht man es mal wieder, ohne Ehrenamtliche geht es einfach nicht.
00:13:14: Genau, richtig.
00:13:15: Es ist einfach wieder toll zu sehen, wo man sich überall engagieren kann, wenn man es denn möchte.
00:13:22: Einsamkeit hat insofern ja immer so eine kleine versteckte Rolle.
00:13:29: Eingenommen, so in meiner Wahrnehmung.
00:13:31: Jetzt gab es gerade kürzlich eine große Kampagne der öffentlich-rechtlichen, die ja auch sich da noch mal aktiv zu positionieren und sagen, Leute, guckt hin.
00:13:43: Wie spielt euch das in die Karten?
00:13:45: Dass das Thema halt auch bundesweit noch mal wirklich noch mal so ein Push kriegt.
00:13:51: Das tut es bestimmt.
00:13:53: Ich muss ganz ehrlich sagen, bei nicht so vielen Anfragen, die ich bekomme für Interessierte oder auch von Betroffenen, ist das erste oder das zweite, was Sie sagen, ich bin darauf gekommen, dass ich einsam sein könnte, weil ich da und da davon gehört habe, dass ich das bin.
00:14:08: Sondern weil ich ein Gefühl hatte, dass ich eigentlich nicht so schön finde.
00:14:13: So jetzt im großen Ganzen.
00:14:15: Aber natürlich hilft es gesellschaftlich massiv, dass das entstigmatisiert wird.
00:14:19: Da hatten wir schon drüber gesprochen.
00:14:21: Und das ist ja, das ist ja nicht nur alles, auch die Forschung beschäftigt sich ganz toll damit.
00:14:25: Es gibt das Einsamkeitsbarometer seit mehreren Jahren immer mal wieder, wo Menschen dazu befragt wurden, wie sie sich eigentlich fühlen.
00:14:31: Und darüber ist hier überhaupt rausgekommen, dass man diese Zielgruppe, die wir jetzt haben, mal in den Fokus nehmen sollte.
00:14:37: Wie ist es dazu gekommen, dass du dich um das Thema Einsamkeit beim Aufruhrkreisverband kümmerst?
00:14:43: Wie bist du reingerutscht in den Job?
00:14:45: Ich habe vor anderthalb Jahren mit den handwerklichen Hilfen angefangen.
00:14:49: Die habe ich übernommen.
00:14:50: und wusste relativ schnell, hier möchte ich mehr machen, hier möchte ich sein und habe dann ins Gespräch darüber gegangen, was ich für Möglichkeiten irgendwie abzeichnen, wo es hingehen könnte.
00:15:04: Und so ergab es sich, dass, wie ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, da dieses Projekt mit zu betreuen.
00:15:14: An sich habe ich viel durch meine Ehrenamtlichkeit viel Kontakt zu Menschen gehabt, die sich einsam fühlen.
00:15:21: Das waren aber auch älteren Menschen, weil ich immer mit älteren Menschen ehrenamtlich gearbeitet habe.
00:15:27: Und das Thema war mir also nicht fremd.
00:15:28: Und durch meinen eigenen Umzug aus familiären Gründen nach Bielefeld, noch ein Jahr früher habe ich dann auch selbst gespürt, wie das ist, wenn man sein soziales Umfeld einmal so komplett sich neu suchen muss.
00:15:42: Deswegen sprach das sehr zu mir, als ich davon hörte, dass versucht wird, so ein Projekt zu starten.
00:15:49: Ja, es ist natürlich Gold wert, ne?
00:15:51: Wenn du eine eigene Erfahrung hast und weißt, wie es sich anfühlt.
00:15:55: Genau.
00:15:56: Das höre ich auch immer und immer wieder hier bei uns im Podcast, dass es möglich ist, sich beim Abo-Kreisverband Biele Feldweiter zu entwickeln.
00:16:05: Du startest an Punkt X und zehn Jahre später kommst du an Punkt Y raus.
00:16:10: oder wie auch immer, wie ist deine Wahrnehmung.
00:16:12: Genau so ist meine Wahrnehmung.
00:16:15: Ganz viele Leute haben mit einer kleineren Tätigkeit irgendwo begonnen und dann fragt man die Mensch da, wo bist du jetzt?
00:16:21: Wie lange bist du schon da?
00:16:22: Und dann hört man ja seit zwanzig Jahren oder was weiß ich, wie lange.
00:16:27: Und ja, so wünsche ich mir das natürlich auch, genau.
00:16:30: Ja,
00:16:31: wo kommst du ursprünglich her?
00:16:32: aus welcher Stadt?
00:16:33: Aus Dortmund.
00:16:34: Ach, aus Dortmund.
00:16:34: Aus Dortmund, genau.
00:16:35: Heißt,
00:16:35: du musst das auch jetzt erstmal dir einen Job suchen und Menschen kennenlernen.
00:16:41: Wie sind die Kontakte bei der AWO auch mit den Kolleginnen?
00:16:45: Die sind natürlich, also die sind alle, alle ganz prima muss ich ehrlich sagen.
00:16:49: Ich treffte auf sehr viele nette Menschen auf eine sehr angenehme Atmosphäre, wenn man sich austauscht zu welchem Thema auch immer.
00:16:59: Das habe ich so bisher selten erlebt und das mag ich sehr.
00:17:02: Und wie gefällt dir Bielefeld?
00:17:04: Oh, toll.
00:17:06: Toll.
00:17:08: Ich hab mit Bielefeld schon lange was zu tun, weil meine Frau von hier kommt und ich also von meinen Schwiegereltern schon lange darüber höre, was hier so lokalpolitisch los ist oder sonst irgendwie.
00:17:20: Und ich muss fast sagen, damals hab ich mich trotzdem dazu entschieden, hier hinzuziehen.
00:17:25: Okay, ja.
00:17:27: Und bin ganz begeistert davon.
00:17:28: Also es ist eine... ganz wunderbar heterogene Stadt, in der es also sehr, sehr viele unterschiedliche Menschen gibt, die miteinander zurechtkommen, versuchen miteinander zurechtzukommen, wie gut auch immer, in der ganz vieles scheinbar möglich ist.
00:17:45: Und ich immer so ein bisschen das Gefühl habe, das, was ich im Ruhrgebiet schätzte, also dieses Direkte, das erlebe ich hier auch.
00:17:56: noch mal ein bisschen auf eine andere Art und Weise finde ich jetzt im Ruhrgebiet, aber es ist auf jeden Fall vorhanden.
00:18:01: Ja, stimmt.
00:18:03: Florian, zum Abschluss, was würdest du dir wünschen zum Thema Einsamkeit?
00:18:08: Schwierige Frage.
00:18:09: Und so offen gestellt ist
00:18:11: auch schwierig.
00:18:12: Ja, total,
00:18:12: genau.
00:18:14: Also erstmal wünsche ich mir natürlich für alle, denen es so geht, dass sie das irgendwie schaffen, daraus zu kommen.
00:18:23: Ich weiß mittlerweile, weil ich so viele Geschichten darüber gehört habe, mit so vielen Menschen gesprochen habe, wie schwer das ist, wie schwer das ist, aus diesem Trott rauszukommen, was was was Neues sich zu suchen, sich Hilfe zu suchen, wenn man denn wirklich Hilfe braucht.
00:18:41: Manchmal braucht es nur soziale Kontakte, manchmal braucht es ja auch professionelle Hilfe.
00:18:46: Beides sind große Schritte.
00:18:48: Ich würde mir wohl wünschen, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit bleibt.
00:18:52: dass es nicht nur ein Thema ist, was jetzt gerade polarisiert und dann wieder verschwindet, weil es nun mal nicht weggeht in der Gesellschaft, nur dadurch, dass sich die Medien nicht mehr so sehr draufstört, wie sie es gerade tun.
00:19:04: Und ich wünsche mir, dass die Erkenntnisse aus diesem Projekt und aus alledem, was danach folgt und sich mit Einsamkeit beschäftigt, in der Politik und in den Kommunenanschluss findet und zu Strategien führt, die das noch besser im Blick behalten, noch besser bekämpfen können, in Anführungszeichen.
00:19:25: Du hast ihnen schon gesagt, wenn ihr den Luz in Ausbildet, gebt ihr ihnen auch mit, inwiefern sie sich auch abgrenzen können und müssen, um die Arbeit weiter zu tun.
00:19:38: Wie grenzt du dich ab?
00:19:39: Was ist dein Ausgleich da dran?
00:19:43: Was ist mein Ausgleich da dran?
00:19:44: Also ich glaube, so naheim auch manche Schicksale gehen, habe ich trotzdem immer das Gefühl, dass ich ja auch eine Stelle bin, die hilft.
00:19:55: Das gibt mir, glaube ich, ganz viel Kraft und Hoffnung.
00:19:58: Und dadurch muss ich gar nicht so vieles mitnehmen nach Hause oder in die Freizeit.
00:20:03: Das funktioniert ganz gut, sich immer zu denken, nein, Mensch, das ist richtig blöd, wie es der Person jetzt gerade geht, aber du hilfst ja und wir machen ja.
00:20:10: Und sie hat sich ja an wen gewandt, das ist ja prima.
00:20:14: Natürlich ist es manchmal schwierig zu wissen, dass man manche, die also schon noch weiter sind und an einem Punkt sind, an dem sie sich gar keine Hilfe mehr suchen können, möchten, möchten können, dass man die halt auch mit so einem Projekt nicht kriegt.
00:20:30: Das ist natürlich schade, das tut mir für die Menschen sehr leid.
00:20:32: Ich hoffe, dass die trotzdem irgendwie irgendwann daraus kommen.
00:20:37: Und was mache ich sonst zum Ausgleich, wenn es doch mal mehr ist?
00:20:40: Also im Moment habe ich einfach sehr viel.
00:20:44: Freude, da dran zu Hause zu sein und mit meiner Tochter mich zu beschäftigen.
00:20:48: Das muss ich ehrlich sagen.
00:20:50: Spiele ansonsten gerne mit Freunden, Spiele, verschiedene Gesellschaftspiele, was auch immer, habe auch noch viele Freunde, mit denen ich in Kontakt bin, obwohl sie nicht in Bielefeld wohnen.
00:21:03: Manche sind sogar nach Bielefeld gezogen, witzigerweise kurz vor mir oder nach mir auch.
00:21:09: Und so geht das dann doch.
00:21:12: Schön.
00:21:12: Also selbst Fröhlichkeit erleben, um Fröhlichkeit auf weiterzugeben.
00:21:16: Das
00:21:16: klingt gut, ja.
00:21:16: Das würde ich so unterstreichen, ja.
00:21:18: Schön.
00:21:18: Florian, ganz, ganz vielen Dank für deine Einblicke und alles Gute für euer Projekt.
00:21:23: Vielen Dank.
00:21:24: Das war Hörber Mensch, ein Podcast der Avobilefeld.
Neuer Kommentar