Miteinander statt nebeneinander – Ulrike Dross-Gehring
Shownotes
In dieser Folge sprechen wir mit Ulrike Dross-Gehring, Quartiersmanagerin im Lehmstichviertel in Bielefeld. Als Sozialpädagogin mit Leidenschaft für Gemeinschaft und Zusammenhalt begleitet sie die Menschen in ihrem Stadtteil dabei, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. Ulrike erzählt, wie vielfältig ihr Quartier ist – von Alteingesessenen über Zugezogene bis zu jungen Familien – und wie herausfordernd es sein kann, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, die auf den ersten Blick wenig verbindet. Außerdem erklärt sie, warum sie Begegnung als Schlüssel gegen Vorurteile und Einsamkeit sieht, was sie an der Arbeit bei der AWO besonders schätzt und warum sie fest daran glaubt, dass Netzwerke – ob haupt- oder ehrenamtlich – die Grundlage für ein gutes Miteinander sind.
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00:00:05:
00:00:07: Ein Podcast des AWO-Kreisverbandes Bielefeld.
00:00:32: Abo ist für mich meine Arbeitsstelle, aber es ist auch ein Lebensort für mich.
00:00:50: Und ich bin... Ja, ich bin froh, dass ich ein Teil dieser Abo bin.
00:00:56: Ulrike, ein ganz herzliches Willkommen zu deiner Folgehörbar Mensch.
00:01:00: Schön, dass du da bist.
00:01:02: Ja, danke, dass ich dabei sein kann.
00:01:03: Sehr, sehr gerne.
00:01:05: Ulrike, du betreust für den Abokreis von Bielefeld das Quartier im Lehmstich?
00:01:09: Wir fangen mal ganz rudimentär an.
00:01:12: Was machst du denn da genau?
00:01:14: Ja, zunächst habe ich erstmal versucht, mir dieses Quartier selbst zu erschließen und zu gucken, was finde ich denn eigentlich alles davor?
00:01:24: Welche Menschen leben da?
00:01:27: Welche Organisationen?
00:01:28: Welche Institutionen?
00:01:29: Welche Vereine?
00:01:30: Welche Einrichtungen?
00:01:31: Und daraus hat sich dann so PÖAPÖ auch ergeben, was ich da mache, der Auftrag ist.
00:01:38: Ja, im Großen und Ganzen.
00:01:40: das Leben im Quartier zu verbessern, das klingt nun sehr groß und ein bisschen platt vielleicht, aber es geht tatsächlich darum zu gucken, wie ist das Leben da vor Ort für die Menschen im Quartier, was sagen die Menschen selber dazu?
00:01:55: Und an welchen Stellen gilt es auch, etwas zu optimieren und zu verbessern?
00:02:00: Und welche Anregungen kann ich dazu geben?
00:02:02: Aber welche Ideen gibt es einfach auch von den Menschen, die dort leben?
00:02:06: Und mein Job ist es einmal, das zu sehen, zu entdecken, wahrzunehmen, aufzugreifen und auch den einen oder anderen Anstoß zu geben und diese Ideen mit den Menschen ein Stück weiterzuentwickeln.
00:02:20: Vielleicht kannst du mir gleich das noch mal ein bisschen konkreter erzählen, was das für Ideen sein können, was das für Anschlüsse sein können.
00:02:27: Aber vielleicht noch mal einen Schritt zurück.
00:02:28: Wie würdest du das Quartier beschreiben?
00:02:30: Was für Menschen leben im Quartier?
00:02:32: Was finden wir vor dort?
00:02:35: Zum einen ist es gar nicht so einfach, das Quartier als Raum zu beschreiben, weil ich habe das Quartiersbüro mitten im Lehmstichviertel.
00:02:45: Das ist ein kleines Wohngebiet, was eigentlich wie eine Insel liegt zwischen der Stadtheiderstraße, der Haforderstraße und der Backhausstraße.
00:02:54: Das ist auch ein sehr altes Viertel, was so nach dem Ersten Weltkrieg wohl entstanden ist.
00:03:00: So habe ich mir das auch erzählen lassen, nachgelesen.
00:03:03: Das Quartier, wofür ich zuständig bin, ist aber eigentlich viel größer und das beschreibt auch die Straßen, die drum herum liegen.
00:03:12: Die finden sich nicht unbedingt oder die Menschen finden sich nicht unbedingt automatisch in diesem kleinen Lebensstichviertel zugehörig.
00:03:20: Die finden sich aber auch nicht untereinander innerhalb der Nachbarschaft irgendwo in der Gemeinschaft wieder.
00:03:26: Von daher ist meine Quartiersarbeit sehr, sehr unterschiedlich.
00:03:30: Also es gilt erst mal überhaupt, auf Menschen zu erreichen, die Teilweise auch, ja, für sich Leben, für sich Wohnen, so an der Herrforder Straße hat man nicht unbedingt irgendwo ein Zentrum, wo man hingeht.
00:03:44: Ja, das ist anders als im Bielefelder Westen zum Beispiel.
00:03:47: Da fühlen sich alle zugehörig.
00:03:49: Da gibt es einen Marktplatz, da gibt es einen Anlaufpunkt, wenn ich mich jetzt mal so geografisch in Richtung Herrforder Straße begebe in Gedanken.
00:04:00: eben sowas gibt es da nicht, so einen gemeinsamen
00:04:03: Platz.
00:04:04: Ja, von daher ist es sehr, sehr unterschiedlich.
00:04:07: Also das Lebensstich Viertel an sich ist sehr divers aufgestellt.
00:04:11: Es gibt Menschen, die da in kleinen Eigentumshäusern leben.
00:04:14: Es gibt aber auch Menschen, die da unter Mieterschaft leben.
00:04:18: Es sind zugezogen, es sind Alt-Eingesessen, die da schon zum Teil in der zweiten, dritten Generation auch leben.
00:04:25: Das ist tatsächlich sehr schön, weil es so gemischt ist.
00:04:29: Und die Menschen, die dann zu mir ins Büro kommen oder aber auch zu der einen oder anderen Veranstaltung kommen, aber zum Teil eben dann auch aus den Straßen drum herum.
00:04:38: Und das, was sich für mich als Quartier beschreibt, ist quasi etwas, was auch für die Quartiersarbeit von außen beschrieben wurde.
00:04:48: Also du hast es ja eben auch als Beispiel genannt.
00:04:50: Es gibt eben andere Viertel im Wielefelder Westen, die eher so als Viertel auch wahrgenommen werden.
00:04:57: Ich stelle mir das herausfordernd vor.
00:04:59: Du hast es ja auch schon gerade angedeutet, die Menschen hinzu erreichen.
00:05:02: Wie tust du das ganz praktisch?
00:05:05: auf unterschiedliche Art und Weise.
00:05:07: Also mein Motto ist auch, wenn ich Menschen versuche zu erreichen, das immer auf unterschiedlichen Wegen zu tun.
00:05:13: Also das geht von digitalen Formen, die wir nutzen über eine Internetseite, über auch die Möglichkeit, dass die AWO.
00:05:22: Zentral da eben dann auch Social Media mit einschaltet.
00:05:25: Das ist aber eher für mich in meiner Arbeit eher sekundär.
00:05:29: Ich druckere auch tatsächlich noch ganz altbacken, oft Handzettel und auch das eine oder andere Plakat aus, was dann neben einem Supermarkt ausliegt oder was im Schaukasten hängt, was bei mir auf den Schaufensterscheiben hängt.
00:05:45: Und es ist oft ein Mund zu Mund.
00:05:48: Weitertragen, wo was gerade stattfindet.
00:05:51: Ich bin über mein Diensten, die auch verbunden mit kleineren Gruppen, die zum Teil jetzt auch angedockt sind im Quartiersbüro.
00:06:00: Und es ist oft auch die direkte Ansprache von Menschen.
00:06:03: Also sei es von mir, aber eben auch von anderen, die aktiv sind im Quartier.
00:06:08: Ich
00:06:08: glaube, das ist einfach so wichtig, dass es da keine Blaupause gibt.
00:06:13: Du hast ja auch Menschen, wirklich junge Familien, junge Mütter.
00:06:17: Du hast alte Menschen, die vielleicht einsam leben.
00:06:20: Die kannst du ja nicht durch eine Blaupause irgendwie ansprechen.
00:06:23: Du musst wahnsinnig flexibel dann ja auch sein.
00:06:27: Und es ist auch nicht alleine damit getan, dass Menschen ein bestimmtes Medium nutzen oder bedienen können.
00:06:33: Also wir haben zum Beispiel auch sowas wie so ein Digitaltreff, wo ältere Leute hinkommen.
00:06:38: und üben können, wie sie mit dem Smartphone umgehen, wie sie mit dem Tablet umgehen und wie sie sich da auch gewisserweise fit machen können, um halt besser auch teilzunehmen am aktiven Leben.
00:06:50: Und trotzdem weiß ich auch von vielen, auch von Jüngeren, dass oft so analoge Möglichkeiten, dass man irgendwo gerade in meinem Zettel sieht, zufällig beim Einkaufen.
00:07:00: dass das eine Möglichkeit ist, die einfach nicht wegfallen sollte, weil sie einfach nach wie vor trotzdem funktioniert.
00:07:08: Aber eben nicht alleine.
00:07:10: Ja, ja, ist was die Mischung.
00:07:13: Wenn ich das richtig gesehen habe, ihr seid ja seit Jahrzehntzwanzig, einzwanzig aktiv und seid im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms INSEC da, kannst du es noch mal so ein bisschen beschreiben, was sind das so konkrete für konkrete Angebote?
00:07:29: Also wir sagen ja immer, es ist nicht unbedingt ein Angebot, weil es gar nicht darum geht, dass ich mir oder wir in der Quartiersarbeit uns überlegen, was könnte man denn da anbieten.
00:07:41: Es geht nicht um Besparsung.
00:07:42: Genau.
00:07:44: Sondern es geht eigentlich eher darum, Themen aufzugreifen, die die Menschen selber mit einbringen, wie es eben zum Beispiel auch dieses Bedürfnis war.
00:07:52: den Umgang mit dem Handy besser einfach einzüben, wo Menschen einfach bei einem Kaffee trinken schon sagten, ich komme damit nicht klar oder das habe ich von da und da auch mitgekriegt, da gibt es, das könnten wir das nicht auch.
00:08:05: Also das im Grunde genommen aufzugreifen und dann zu gucken.
00:08:08: Es gibt manchmal auch die Situation, dass ich denke, ich hätte was gehört und gesehen und versuche es zu etablieren und es greift nicht oder es greift irgendwann nicht mehr.
00:08:20: Ich hatte eine ganze Zeit lang eine Gesprächsgruppe für Frauen.
00:08:25: Wir nannten das eben Gesprächsgruppe für Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern.
00:08:29: Gedacht war es im Prinzip, dass einfach Frauen miteinander ins Gespräch kommen, in Kontakt kommen, sich austauschen, egal ob sie nun seit ewig und immer schon im Lebensstichviertel wohnen oder vielleicht auch in der Nachbarstraße oder zugezogene sind und aber in Deutschland aufgewachsen etabliert, sozialisiert wie auch immer.
00:08:50: oder ob sie irgendwann später mal nach Deutschland gezogen sind, früher oder später, egal wie lange und mit welchen Deutschkenntnissen.
00:08:57: Also es ging mir in erster Linie gar nicht so sehr um Spracherwerbe oder Sprachverbesserung, sondern um den Austausch und um zu sehen, was haben wir eigentlich gemeinsam für Themen.
00:09:09: Und das hat am Anfang einen großen Zuspruch gefunden und das haben sich recht viele Frauen da auch getroffen.
00:09:15: Wobei die deutschen Muttersprachlerinnen eher weniger waren.
00:09:21: Es ist jetzt aber auch immer weniger geworden.
00:09:24: Frauen haben Sprachkurse gefunden, dann für sich haben Job gefunden oder irgendwelche anderen familiären Verbindungen oder Verbindlichkeiten.
00:09:33: Und so dass es zum Schluss eigentlich so wenig Zulauf war und auch so eine Unverbindlichkeit, dass wir das Angebot oder dieses Format im Moment auch erst mal eingestellt haben.
00:09:46: Aber es orientiert sich eben, wie gesagt, auch an dem, was die Menschen dort selber wollen.
00:09:52: Und wenn es meint, wegen auch des Bedürfnis gibt zu sagen, wir brauchen so ein Nachbarschaftstreffen, eigentlich ein Treffpunkt, wo wir mal zusammenkommen oder auch gerade die Älteren, die da in der Nachbarschaft wohnen, das sind nicht so viele wie vielleicht in anderen Nachbarschaften, aber gerade deshalb ist es für sie so schwierig, überhaupt einen Ort zu haben, wo sie sich treffen können.
00:10:15: Und auch dafür bietet dieses kleine Quartiersbüro, was ja eigentlich ein Büro in der Saline sein sollte, auch die Möglichkeit.
00:10:24: Du hast es eben schon gesagt, du hörst erst mal, was die Menschen bewegt.
00:10:28: Kannst du das zusammenfassen?
00:10:31: Was sind gerade so Themen, die in deinem Quartier gerade so umgehen?
00:10:39: Also das Thema Gut miteinander zusammenleben ist eins, was sich wie in roter Faden immer wieder durchzieht.
00:10:46: Es gibt so eine kleinere Gruppe an sehr aktiven Menschen aus der Nachbarschaft, die sich auch ehrenamtlich engagieren, die sich überhaupt auch engagieren.
00:10:56: Da sind es auch Fragen von Nachhaltigkeit, Fragen von Verkehr.
00:11:00: Verkehrsführung, Fahrradwege, Meinetwegen oder auch beruhigte Verkehrssohn etc.
00:11:07: Die Gruppe trifft sich dann auch unter sich.
00:11:10: Wir haben dann einfach den Raum und die Möglichkeit, sich zu treffen, Briefe zu schreiben, sich in der Öffentlichkeit zu äußern und und und.
00:11:17: Das ist ein Thema durchaus, aber eben auch vor allen Dingen Zusammenhalt.
00:11:23: kann in sehr unterschiedlicher Form aussehen, was dann da auf die Beine gestellt wird oder ob es drin geht, zu sagen, wir wollen einfach mal auch einen Flummarkt machen oder einen Tauschbörse oder solche Geschichten.
00:11:36: Also steht da, wenn ich das richtig verstehe, die Gemeinschaft, das gemeinschaftliche Erreichen von Sachen vielleicht auch im Vordergrund?
00:11:45: Auch.
00:11:46: auch, aber nicht nur.
00:11:48: Also es geht auch darum, im Grunde genommen in Kontakt zu kommen mit Menschen aus der Nachbarschaft, mit denen es nicht so automatisch den Kontakt gibt, weil die Leute zwar vielleicht zwei, drei Häuser weiter wohnen, aber irgendwo so ihr Leben für sich leben oder es dem einen oder anderen vielleicht auch schwerfällt, Barrieren zu überwinden, seien es Sprachbarrieren, seien es, was weiß ich, welche auch immer.
00:12:14: Also es geht schon auch darum, Ich sage mal in Anführungsstrichen so, so Grüppchen, die, die sich untereinander kennen, miteinander in Kontakt zu bringen und auch da diesen gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fordern.
00:12:28: Also im ganz Großen geht es auch ein Stückchen um Demokratie.
00:12:31: Ja, ja, genau.
00:12:32: Deswegen habe ich es nämlich auch nachgefragt, weil es nun einfach gerade ja nun das beherrschende Thema ist.
00:12:40: Es geht, also es geht auch an vielen Stellen drum, Vorurteile abzubauen, wirklich durch das kennenlernen zu sehen, es sind nicht nur die.
00:12:50: Sondern da sind ganz individuelle Menschen und Persönlichkeiten, die ich kennenlerne.
00:12:56: Ich bin ja fest davon überzeugt, dass es nur so geht, seine Ressentiments abzubauen, in dem man in den Kontakt geht, sich mit Menschen austauscht, sich öffnet, bereit ist, seine Schubladen auch mal zuzumachen.
00:13:09: Also ich glaube auch, dass Begegnung das Tool schlechthin ist.
00:13:14: Und dass da, wo Menschen sich aufeinander einlassen.
00:13:17: und überhaupt sich auch mal trauen, vielleicht auch mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen, mit denen sie sich, also das passiert manchmal einfach auch auf kleineren Festen oder es gibt ein Klappstuhlcafé, was auch die Nachbarschaft selber initiiert.
00:13:32: Und wenn da Menschen tatsächlich miteinander in Kontakt kommen, dann funktionieren plötzlich die Schubladen auch nicht mehr so wie vorher.
00:13:42: Ja, das
00:13:43: ist so.
00:13:43: So wichtig.
00:13:45: wenn du jetzt die Anstoßerin bist und du siehst, es finden Begegnungen statt, es sind Menschen im Austausch, es sind Menschen, die eine Hilfestellung bekommen und auch mit einer Dankbarkeit dir gegenüber vielleicht dastehen.
00:14:02: Wie fühlt sich das an für dich?
00:14:05: Ja, ich habe, glaube ich, ganz am Anfang angedeutet, es ist nicht nur Arbeitszeit für mich, es ist auch Lebenszeit.
00:14:11: Und das, was ich tatsächlich an meinem Job im Moment so sehr schätze, ist, dass die Themen, für die ich auch privat brenne, dass das auch die Themen sind, mit denen ich im Job zu tun habe, in der Quartiersarbeit zu tun habe.
00:14:25: Und von daher ist das für mich schon, es hat viel mit Sinnhaftigkeit zu tun und auch ein Stück.
00:14:33: Ja, Zufriedenheit ist richtig und es trifft es auch noch nicht so ganz.
00:14:37: Aber es ist am Ende des Tages, auch wenn es nicht die großen Erfolge in Form von Zahlen oder Messbarkeit ist, es ist trotzdem das Gefühl, etwas zu bewegen.
00:14:52: Und ja, also von daher bin ich ganz dankbar, dass ich meine persönlichen Themen und dafür, wofür ich brenne, auch im Moment wirklich im Job meinen Platz finde.
00:15:03: Ja, dass sie da ihren Platz finden.
00:15:05: Ist das auch so ein bisschen dieses Gefühl von Wirksamkeit?
00:15:09: Ja, ja.
00:15:12: Und es ist auch, also ich bin immer unheimlich froh, wenn ich sehe, dass sich etwas bewegt und selbst dann, wenn es wirklich nur kleine Schritte sind und das ist manchmal Naja, so an Stellen wie bei der Stadt oder bei den Geldgebern, die halt für das Quartier dann oder für die Quartiersarbeit zuständig sind, manchmal schwer zu vermitteln, weil das sehr stark dann auch klar nachgefragt, wie viel kommen denn oder wie viel sind denn da und Erfolg heißt, wie wird es angenommen, aber das... dass eben auch für wenige Menschen, die daraus gewinnen und die vielleicht einen längeren Andau gebraucht haben, bis sie überhaupt kamen, dass sich in ihrem Leben was bewegt, dass es aber auch so eine Schneeballfunktion hat, dass es einfach dadurch auch weiter wirkt und dass es nicht nur davon abhängt, wie viel rennen mir gerade die Brüder ein.
00:16:08: Wir haben eben ... Vorgespräch schon ganz kurz drüber gesprochen.
00:16:11: Du kommst ursprünglich aus Marburg.
00:16:13: Richtig.
00:16:16: Wie bist
00:16:16: du nach Ausfelswahlen, nach Bielefeld gekommen?
00:16:19: Ich bin tatsächlich für meine Ausbildung nach Betel gekommen und das lag nun zufälligerweise neben Bielefeld.
00:16:26: Oder anderswo.
00:16:29: Ja, und hatte eigentlich nie vor, in Bielefeld für den Rest meines Lebens zu bleiben.
00:16:34: Aber das hat sich dann biografisch so ergeben und alle Versuche aus dieser Stadt loszukommen, sind gescheitert.
00:16:41: Wärst du gerne wieder zurückgegangen oder woanders?
00:16:44: Also ich liebe dieses kleine Marburg, aus dem ich komme.
00:16:48: Es ist für mich tatsächlich auch so, das sind so meine Wurzeln, aber es war nie der Plan dahin zurückzugehen.
00:16:54: Aber ich hatte immer noch so das Gefühl, ich gehe noch mal ein Stück weiter, ich gehe noch mal woanders hin, ich gehe noch mal ins Ausland oder in eine andere Stadt oder irgendwo.
00:17:01: Aber wie das Leben
00:17:03: dann manchmal so spielt.
00:17:04: Und inzwischen, abgesehen mal davon, dass ich gut, auch mit Anfang sechzig, kann man nochmal eine Zelte abbrechen.
00:17:11: Absolut.
00:17:12: Und ganz neu anfangen.
00:17:13: Aber inzwischen schätze ich, dass ich hier wirklich ein gutes, großes Netzwerk habe.
00:17:19: Und ich habe an vielen verschiedenen Stellen schon gearbeitet oder auch mich privat irgendwo engagiert.
00:17:25: Und von daher ist das etwas, was ich jetzt auch hier in der Quartiersarbeit wovon ich sehr dass ich ein ziemlich großes Netzwerk in dieser Stadt habe.
00:17:34: Das baut man sich nicht mal eben in zwei, drei Jahren woanders wieder.
00:17:39: Nein, nein, das dauert ewig, das
00:17:41: ist einfach so.
00:17:41: Ja, und da bin ich privat ganz dankbar für das ich das habe, aber natürlich ist das auch wertvoll für meinen Job.
00:17:49: Gerade im Moment.
00:17:50: Eben weil, wenn du in der Situation bist, wo jemand um Hilfe bittet, Unterstützung braucht, wie auch immer, wahrscheinlich macht es dann bei dir in den Synapsen so, klick, klick, klick, ach, ja, guck mal da.
00:18:01: Also dafür bin ich inzwischen, glaube ich, auch bei der AWO bekannt.
00:18:05: Dass ich zum einen oft, wenn irgendwo ein Name fällt, sage, ja, kenne ich.
00:18:09: Und zum anderen oft auch eine Idee habe, wo wer vielleicht befragt werden kann oder wie man mit ins Boot holen kann oder wie man irgendwas... organisieren kann, weil da gibt es ja noch die Firma XY oder sonst was.
00:18:22: Das
00:18:23: macht doch
00:18:23: Spaß.
00:18:24: Ja, total, total.
00:18:26: Man lernt es immer wieder, trotzdem noch neue Leute kennen.
00:18:28: Es ist ja nicht so, auch wenn Bielefeld jetzt nicht riesig ist, irgendwann hört es ja nicht auf.
00:18:34: Zum Avokalsverband bist du wann gekommen?
00:18:38: Einen zwanzig, als ich die Kratiersarbeit angefangen habe und tatsächlich eigentlich auch aufgrund dieses Netzwerks.
00:18:43: Ach ja?
00:18:44: Also es war eine Abo-Kollegin, die ich aus einer früheren Stelle von einem runden Tisch von einer Stadtteilkonferenz her kannte, die ich angesprochen hatte, ob sie irgendwie eine Idee hat, weil für mich ein befristeter Arbeitsvertrag ausgelaufen war.
00:18:59: Und die dann den Tipp hatte, dass es diese noch offene Stelle in der Quartiersarbeit dort gibt und dass ich mich doch da vielleicht bewerben könnte.
00:19:07: Und so hast du es getan.
00:19:08: Das habe ich dann gemacht und das hat auch von hier geklappt.
00:19:11: Was hättest du genau an der Arbeit bei der AWO?
00:19:17: Also zum einen tatsächlich, dass es eine große Überschneidung von Themen und von Werten gibt, die für mich selber wichtig sind.
00:19:26: Und zum anderen, ich habe einen Rückhalt innerhalb der Kollegenschaft, aber auch was Vorgesetzte angeht, wenn es darum geht, irgendwelche Projekte oder Aktionen durchzusetzen.
00:19:40: Und es gibt einen großen Freiraum auch, wo ich meine Ideen einbringen kann, wo ich kreativ sein kann, wo es nicht so klein klein geht.
00:19:50: Und natürlich gibt es immer auch einen Rahmen, in dem sich das Ganze abspielt.
00:19:55: Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich einen sehr großen Freiraum habe, Dinge umzusetzen.
00:20:00: Und das schätze ich sehr.
00:20:02: Und
00:20:02: auch wenn du eine große Netzwerkerin bist und großes Netzwerk hast, die innerhalb ist ja nun auch noch mal, dass ich finde, es ist immer so irre, so viele Menschen.
00:20:12: Also
00:20:12: wir haben das auch in der letzten Zeit noch mal zunehmend festgestellt, dass wichtig ist, dass wir da noch mehr voneinander auch wissen, weil viele auch mit ganz unterschiedlichen Schätzen schon zur Abo gekommen sind und wir manchmal gar nicht wissen, was der eine oder die andere schon so alles gemacht hat und welche Erfahrungen und welches Wissen da ist.
00:20:31: Und dafür
00:20:32: machen wir den Podcast.
00:20:34: Und da ist gerade aber auch auf verschiedenen Ebenen so das Bestreben, das mehr auch zu teilen und auch da liegt ja ein großer Schatz.
00:20:43: Ja, total.
00:20:44: Zum Abschluss, was wünschst du dir für dein Quartier?
00:20:49: Ich wünsche mir in jedem Fall, dass es eine Fortsetzung gibt, dass diese Bewegung, die da so positiv auch angestoßen oder sicherlich auch durch diese Quartiersarbeit und durch die Möglichkeit, dass es da auch eine hauptamtliche Quartiersarbeit gibt.
00:21:07: Wünsche mir sehr, dass das fortgesetzt würde.
00:21:10: Und im Moment ist so der Rahmen des Vertrages bis Ende siebenundzwanzig.
00:21:15: Und ich bin sicher, dass damit nicht alles aufhören würde.
00:21:20: Aber das, was ich so in der Arbeit auch festgestellt habe, ist, dass eigentlich das Optimale ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Haupt.
00:21:30: und ehrenamtlich inzwischen bürgerschaftlich im Engagement oder Möglichkeit, dass da jemand tatsächlich auch die roten Fäden in der Hand hat oder auch immer wieder Verbindungen zieht.
00:21:40: Netzwerk ist innerhalb des Quartiers unheimlich wichtig, um Dinge anzustoßen.
00:21:45: Und dafür braucht es jemand, der auch die Zeit dafür hat und sich die Zeit dafür auch nehmen kann.
00:21:51: Es läuft ganz, ganz viel über bürgerschaftliches Engagement und ohne das könnte die Quartiersarbeiter auch nicht laufen.
00:21:58: Aber ich glaube, es bedingt sich auch ein Stück weit gegenseitig und das würde ich dem Quartier alle mal wünschen.
00:22:04: Und dir auch?
00:22:05: Mir auch.
00:22:05: Eine Weile würde ich es schon noch machen wollen.
00:22:08: Na klar,
00:22:09: das würde
00:22:09: ich.
00:22:10: Ja sicher.
00:22:12: Ulrike, ich wünsche dir alles, alles Gute für dich und für dein Quartier und danke für deine Zeit.
00:22:18: Danke, es hat Spaß gemacht.
00:22:20: Das war Hörber Mensch, ein Podcast der Avobilefeld.
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